You are here

LinkedIn, Xing und mehr: Was nützen Business Netzwerke?

Fast alle Angestellten mit Führungsfunktion haben schon davon gehört, und Bewerber desgleichen: Business Netzwerke wie LinkedIn und XING bieten die Möglichkeit, sich online mit den eigenen beruflichen Schwerpunkten zu präsentieren. Allerdings ist der Weg vom Wissen zur Umsetzung für Neulinge noch weit. Hier ein paar Tipps für die optimale Nutzung.
Veröffentlicht am 20.08.2021

 

Früher eine Domäne für Selbständige und Geschäftsführer, heute bis weit ins mittlere und untere Management genutzt: Business Networks, im deutschen Sprachraum vor allem LinkedIn und XING. Auch Facebook, Instagram, TikTok und andere Social Media bieten einige ähnliche Möglichkeiten, sind allerdings nicht auf Geschäftskontakte beschränkt, werden daher hier nicht vertieft besprochen.

Ihr Steckbrief: ein digitaler Pinwand-Aushang?
Xing und LinkedIn wollen und sollen natürlich mehr als nur eine Steckbrief-Sammlung sein. Zunächst fängt es aber genau so an: mit Portraitfoto und Text. Achtung: zu warnen ist vor zu privat oder veraltet wirkenden Fotos, genauso auch vor Profilinhalten, die gerade nur das Nötigste sagen. Wir befinden uns auf dem Feld des Selbst-Marketing! Das bedeutet: das Wie ist ähnlich wichtig, wie das Was. Und genau überlegt will sein, wie man einem Fremden auf knappe, aber „knackige“ Weise das aktuell Wichtigste des aktuellen Ist-Zustands präsentiert. Schulzeiten gehören in den Lebenslauf: hier sind sie unwichtig! Wer Sie heute sind, was Sie heute wollen: das zählt.
Zu bedenken ist, dass sich XING auf den deutschsprachigen Raum konzentriert (und vor allem Mitglieder aus Deutschland verzeichnet). Auf Linkedin dagegen finden sich Mitglieder aus aller Welt (wobei Nutzer aus deutschsprachigen Ländern wie der Schweiz schon seit langem LinkedIn bevorzugen). Entsprechend ist die Sprache in Portraits und Gruppendiskussionen im internationalen Teil von LinkedIn häufig Englisch. Mittlerweile ist aber auch die Menge der deutschsprachig agierenden User gewaltig angewachsen. Es ist also eine gute Idee für Fach- und Führungskräfte, auf beiden Plattformen aufzutreten.

Kontakt und Interaktion: Zauberworte für den Netzwerk-Erfolg
Allein der Steckbrief bringt aber keinen Erfolg. „Ich möchte gefunden werden“ ist eine bei Networking-Anfängern weitverbreitete, aber meist nicht funktionierende Haltung. „Ich gehe aktiv auf andere zu“ ist der weit effektivere Weg. Um als Nadel im Heuhaufen gefunden zu werden, gibt es schlichtweg zuviele Mitglieder in den Netzwerken, und als Neuling ist die eigene Reichweite dafür viel zu gering.
Wie geht man aber vor, am Anfang, ohne bereits gut vernetzt zu sein? Zapfen Sie zuerst das eigene Netzwerk an: Bekannte aus Beruf und Privatleben, die eigenen Verwandten, frühere Arbeitgeber und Kollegen, Ausbildungs- und Studienkontakte... die Liste kann schnell sehr lang werden. Personaler und Recruiter können dann bald dazukommen. Professionelle Networking-Coaches empfehlen, dieses Sammeln immer schriftlich zu machen und nicht zu ruhen, ehe nicht 500 Menschen auf dem Papier stehen!
In jedem der beiden Netzwerke gibt es dann einfach zu benutzende Kontakt-„Buttons“, um ein Gespräch anzustoßen. Dazu reicht eine freundliche Begrüßung und der Ausdruck des Interesses, sich zu verknüpfen. Schön ist natürlich eine kurze Begründung dafür, die aber in der Praxis oft unterbleibt.

Die Masse macht’s
50 - 100 Kontakte kommen am Anfang viel vor; es ist aber auf jeden Fall günstig, eine mindestens dreistellige Zahl dabei anzuvisieren (besser mehr). Die kommt nur durch Mut und Aktivitätsbereitschaft zustande. Unnötig sind dabei Selbstzweifel wie: „Wer wird mich denn kennenlernen wollen?“, „Ich habe doch nichts vorzuweisen“, „Bestimmt falle ich nur lästig“. Wir befinden uns hier auf einem professionellen Marktplatz, dessen Währung „Kontakte“ heißt. Da das jeder Aktive dort weiß, gilt es als normal und nicht „lästig“, Anfragen zu erhalten und positiv zu beantworten.
Verpönt ist allerdings eines: sofort nach der entstandenen Verbindung mit einem Verkaufsangebot zu kommen. Das entspricht vertrieblicher Kaltakquise, gilt als schlechter Stil und führt häufig zu Kontaktabbruch. Der so Angeschriebene fühlt sich „verschaukelt“:
„Erst hat mir der Unbekannte so nett geschrieben, aber sowie ich ihm antworte, will er sein Geschäft mit mir machen!“ Natürlich geht es auf diesen Plattformen letztlich (neben fachlichem Austausch) ums Verkaufen, aber das Prinzip des sogenannten „social selling“ baut darauf, zunächst eine auf ehrlichem Interesse basierende Beziehung zu seinem Publikum aufzubauen und es mit sachlich wertvollem „Content“ (also von Ihnen geposteten Inhalten) zu versorgen. Im besten Fall ist Resultat davon, auf Seiten des Publikums aktive Nachfrage nach der eigenen Dienstleistung zu provozieren. „Pull“ statt
„push“ ist hier das Konzept: sei ein Magnet und kein Drücker!

Wer profitiert von XING und LinkedIn?
Ganz klar haben sich die Business Netzwerke längst „demokratisiert“: eine Führungsrolle oder Selbständigkeit sind keineswegs mehr die Norm für akzeptierte Einträge. Ganz erfolgreich präsentieren sich mittlerweile Fachleute ganz ohne Führungsaufgaben - um so wichtiger wird dann natürlich, dass die Fachkenntnisse klar herausgestellt werden!
Für Existenzgründer ganz besonders wichtig: die eigene Geschäftsidee im Vorfeld klar erarbeitet zu haben. Das schließt ein, den Kundennutzen deutlich und attraktiv formulieren und ganz gezielt die künftige Zielgruppe anzusprechen. Wem diese Dinge noch nicht klar sind, der tut gut daran, sich ein Gründer-Coaching zu gönnen oder zumindest bei den Kammern Beratung zu suchen. Klares Profil und klare Message sorgen für Wiedererkennbarkeit und Erinnerungswert. Ein diffuser Auftritt darf als praktisch chancenlos gelten. Wichtig: nicht der Profilinhaber entscheidet darüber, ob sein Angebot attraktiv und verständlich ist, sondern einzig und allein der Leser!

Vorbilder studieren, Videos einbinden
Im Netz ist sehr gut aufgearbeitet, wie der eigene Eintrag professionalisiert werden kann. Es gibt dazu reichlich Schulungsvideos und -artikel (auf den Plattformen selbst und z.B. auf YouTube), die man zur Vorbereitung auch studieren sollte. Ein sehr effektiver Weg ist, sich einige Vorbilder zu suchen: Experten, die sich dort einen guten Ruf aufgebaut haben, zeigen am eigenen Beispiel ganz praktisch, wie es gehen kann!
Ganz neu ist ein spezielles Goodie auf LinkedIn: die „Cover Story“. Dabei handelt es sich um ein bis zu 30 Sekunden langes Video, das am Ort des Profilbilds angeklickt werden kann.
Absolut ist diese Funktion auch für Bewerber nützlich: sie erlaubt, den Menschen hinter Lebenslauf und Anschreiben viel besser zu beurteilen, als wenn nur eine schriftliche Mappe vorliegt. Mehr noch gilt das natürlich für kompakte, mehrminütige Bewerbungsvideos, die allerdings im Gegensatz zur Cover Story - wo es auch schon ratsam wäre - unbedingt von Profi-Filmern begleitet werden sollten. Auch solche Videos können leicht auf
Business-Plattformen eingebunden werden.

Vorteile nicht verschenken - Netzwerke nutzen
Wer das Potential der Business-Netzwerke nutzt, hat sich als Bewerber also einen eindeutigen Vorteil erobert! Arbeit macht das auf den ersten Blick auf jeden Fall- diese Mühe ist aber gut angelegte Zeit, weil sie in jedem Fall hilft, das eigene Profil zu schärfen und noch einmal ganz grundsätzlich für sich zu klären: was will ich überhaupt? Wo und mit wem? Wie will ich wahrgenommen werden und wessen Interesse will ich wecken? Die Netzwerke sind ganz sicher im Aufwind (speziell bei LinkedIn schnellen die Nutzerzahlen in die Höhe): sie zu nutzen, ist einfach nur vorteilhaft, im Trend und macht im besten Fall Spaß!

Antonia Anderland - Organisationsberaterin, systemischer Business Coach und Wirtschaftsmediatorin Antonia Anderland ( www.anderland.org ) ist seit über 20 Jahren Organisationsberaterin, systemischer Business Coach und Wirtschaftsmediatorin. Im Kompetenzteam von “biema - beruflich richtig platziert” ist die Karriereneugestaltung ihr Fokus. Jedes Jahr coacht, berät und trainiert biema über 600 Menschen dabei, sich beruflich richtig zu platzieren.
www.biema.de